11. Juni 2008 – ca. 370 Seemeilen bis Jan Mayen
Der erste von zwei Seetagen, die vor uns liegen. Wir haben gestern gegen Abend Akureyri verlassen und Kurs Nord angelegt.
Einige Mitreisende irrten ziellos auf Deck hin und her und wartetenn, bis es endlich einen riesigen Rumpler täte, wenn wir den Polarkreis überfahren würden. 😉
Wir passierten gestern abend die Insel Grimsey, die genau auf dem Polarkreis liegt, spürten aber beim Überfahren des selben nur eine leichte Erwärmung auf der Haut.
Na ja, vielleicht lag’s dann doch eher an der Sonne, die uns auch am späteren Abend noch wärmend auf den Pelz brannte. Bei diesem Licht sehen sogar die Plastikstühle auf dem Außendeck ganz hübsch aus.
Mein Gott, wie war das auf der alten Mona Lisa schön, als da noch wunderschöne hölzerne Klappstühle standen. Was soll’s, die alten Zeiten sind vorbei.
Der heutige Seetag wird von Uwe und mir zum Ausspannen und Bilder bearbeiten genutzt. Wir haben auf den wackligen Stühlen in der Bibliothek platzgenommen und unsere Notebooks auf den Lesetischchen aufgebaut. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren. Ich glaube, wir haben den kältesten Ort auf dem Schiff gefunden. Die Bibliothek liegt auf der rauchfreien Steuerbordseite und wir genießen die gute Luft.
Abends findet in der Caribe Lounge die Polarkreisparty statt. Andrej hat alle Gäste gebeten, in weiß zu erscheinen. Eine gute Gelegenheit für uns, daran nicht teilzunehmen, da wir nix Weißes zum anziehen haben und nicht unbedingt in Unterhosen erscheinen wollen. Zudem ist die Passage der Insel „Jan Mayen“ angekkündigt, die uns deutlich mehr interessiert, weil das Wetter recht vielversprechend aussieht.
Wir haben ein Riesenglück, da das Wetter klar und sonnig ist. Jan Mayen zeigt sich uns von der besten Seite – eigentlich sehr ungewöhnlich, lassen wir uns sagen, da sie sonst bei den Passagen meist im Nebel eingehüllt lag. Fast vorbei habe ich im Gegenlicht am späten Abend noch eine Postkarte für die Daheimgebliebenen fotografiert, die ich vor habe, am nördlichsten Postamt der Welt, in Ny Ã…lesund aufzugeben.
Schon am Nachmittag war Eisskulpturen-Schnitzen für das Mitternachtsbuffet, das diesen Seetag ausklingen lassen sollte. Der philippinische Küchenhelfer hat dann während seiner Arbeit einen schönen Polarkreis um den Delphin gezeichnet, den er aus einem Eisklotz geschnitzt hat.
Aber da das Mitternachtsbuffet in den morgigen zweiten Seetag reingeht und ich sonst eh nicht viel zu berichten haben werde, spare ich mir das Buffet für morgen auf.